THERE IS NO SEXUAL REPORT - ENTITY, IDENTITY AND THE CONSTRUCTION OF A RELATIONAL SAN FRANCISCO


2014
Performance

mit Lisa Schröter

Es gibt dieses Buch des französischen Philosophen Jean-Luc Nancy mit dem Titel „Es gibt – Geschlechtsverkehr", „L´ il y a‘ du rapport sexuel", meint eigentlich das Gegebene, das „Ex-sistieren" in der sexuellen Beziehung und bezieht sich auf das von Jaques Lacan häufig verwendete: „Il n´y a pas de rapport sexuel", so gäbe es keine eigentliche Beziehung zwischen dem, was man im vollen Sinne Mann und in ebenso vollem Sinne Frau nennen würde, kein wirklich sag- und beschreibbares Verhältnis unter den Geschlechtern. Aber einen Raum der Intimität, nicht-existent, das wäre ein Raum für die Kommunikation der Körper. Das ist ein Verhältnis, ein eigenständiges Wesen, das sich erst im Rahmen der Beziehung, ja der Performance herausstellt.

Wann gibt es ein Verhältnis der Geschlechter? Was passiert wenn Geschlechtsverkehr gibt? Vom 1.-6. Oktober 2013 konstruierten Lisa Schröter und Jos Diegel in San Francisco während der „Arse Elektronika - Monochrom's Conference on sex and technology!“ mit dem Thema ID/ENTITY eine Situation für Geschlechtsverkehr. Seit ihrem ersten kurzen Wortwechsel am 18. Mai 2013 am Theater Gessnerallee kann außer einem bewußten Treffen in Wasserburg am Bodensee am 7. September keine weiterer Beziehung der beiden Protagonisten berichtet werden, so sollte in San Francisco eine solche entstehen. Die 6-Tägige Performance resultierte am Sonntag den 6. Oktober in eine Lecture, untermalt von Videobildern, Texten und Fotografien, jedoch ohne Ton, die das Mis-en-Scene ihres Verhältnisses dokumentieren, endete aber erst am Morgen darauf mit dem Abschied am Flughafen. Die Protagonisten erzählen von einem Zustand zwischen Performance und Realität und bebildern und beschreiben das ständige körperliche und sprachliche Verhältnis zueinander und zu Intimität, Kommunikation, Identität, Liebe, Bildern, Narration, Beziehung, Geschlechtern, Sexualität.

Nicht nur das die Einladung von Monochrom zum Kongress über ein Geschlechterverhältnis entscheidet, denn viele Kunstschaffenden würden sicher zustimmen, wenn man romantisiere, dieses ihres Werk betrachten, hieße ihnen bei ihrer Art Sex zu haben oder Liebe zu machen zuzuschauen. So vermittelt das Betrachten der künstlerischen Werke bzw. Ergüsse oft etwas davon, wie sich diese lustvoll ausagieren, auch wenn das Zuschauen, wie ein anderer Sex hat, einen selber etwas impotent macht. Es sind ihre Werke und ihrer Intimität derer sie beiwohnen, unbehaglich und betroffen machen und dabei ist das Sehen und das Hören des Publikums erste Lust. So kommt auch das Unbehagen und die Betroffenheit derer über die Intimität der Protagonisten, das Publikum das sind die anderen und vice versa. Aber die Anderen und das Andere sind die Orte wo ein ungebrauchtes Vokabular für Erotik und Leidenschaft geschaffen werden, sozusagen etwas wie ein Exil des Imaginären.

Eben nun geht es darum einen „raport sexuel“ zu bestimmen, einen Bericht des Verhältnisses eines paradoxen Diskurs- und Beziehungsexperiments das sich hin und her bewegt zwischen medialer parodie einer intimen und pornografischen Offenbarung und der Dekonstruktion der hohen Werte sexueller Identität und der Medialisierung und Konditionierung von Liebesgesten.

Jos Diegel & Lisa Schröter - There is no/a sexual report (Teaser, Oct 31th 2013) from J.O.S. on Vimeo.